Perfektionismus: Die Angst nicht gut genug zu sein
Wie alles im Leben hat auch das Streben nach Perfektionismus zwei Seiten.
Grundsätzlich ist es gut, hohe Ansprüche und hohe Standards in deiner Arbeit, auf persönlicher Ebene und in deinen Beziehungen zu haben. Dann möchtest du hoch motiviert Bestleistungen erbringen, hast große Ziele. Deine Haltung spornt dich zu Spitzenleistungen an. So sind Perfektionisten überdurchschnittlich im Beruf oder Leistungssport erfolgreich. Dieser “gesunde” Perfektionismus verbindet berufliche Erfolge mit Selbstakzeptanz beim Fehler machen.
Perfektionismus zeichnet sich durch hohe Ansprüche und Streben nach Fehlerlosigkeit aus.
Übertriebener Perfektionismus hat viele Schattenseiten. Zu viel Perfektionismus schwächt Selbstbewusstsein, Work-Life-Balance und Zufriedenheit. Perfektionistisches Denken führt zu Überlastung und Stress und auf Dauer zu Angststörungen und Burnout.
Möchtest du dagegen immer alles perfekt machen, überforderst du dich und schadest dir auf Dauer. Arbeit wird unglaublich anstrengend, die Freude am Erfolg bleibt aus. Gute Leistungen werden dann selbstverständlich, schlechte Leistungen rufen unangenehme Gefühle wie “verärgert sein”, “sehr frustriert” oder ähnliche Emotionen hervor.
Driftest du hier zunehmend ab und störst dich immer wieder an jedem noch so kleinen Fehler, dann sind deine Ansprüche möglicherweise deutlich zu hoch. Bedenklich wird deine Einstellung, wenn diese Aussage zutrifft: “Nur wenn ich perfekt bin, verdiene ich Anerkennung”.
Extremer Perfektionismus wie übertriebenes Leistungsstreben schwächen auf Dauer deine positiven Gefühle. Dann werden sie manchmal sogar zu Feinden deiner Zufriedenheit und deines Selbstbewusstseins.
Perfektionismus wird zum Problem, wenn …
- Ansprüche keinen Fehler zu machen in Burnout und Depression endet
- Angst nicht gut genug zu sein zur Angststörung führt
- permanente Selbstzweifel ein gesundes Selbstbewusstsein untergraben, Minderwertigkeitsgefühle auftreten
- Schlafstörungen wegen permanentem Stress die privaten Beziehungen erheblich stören.
Wissenschaftliche Forschung zu Perfektionismus
Eine aktuelle Studie mit rund 40.000 Studentinnen und Studenten belegt, dass in den letzten Jahrzehnten Perfektionismus bei jungen Erwachsenen signifikant zugenommen hat.
Der psychische Belastungsfaktor: Leistungsdruck!
Perfektionismus im Job zeigt sich ...
… bei Angst vor Fehlern. Wenn Du denkst, dass Deine Leistungen nicht gut genug sind. Du hast eine gewisse Versagensangst und machst regelmäßig Überstunden.
… beim Aufschieben. Du bestehst darauf, dass die Umstände nicht perfekt sind. Deshalb überarbeitest Du Deine Projektergebnisse mehrfach.
… kein Lob anzunehmen, eher die Leistungen zu relativieren.
… Schlafstörungen. Nachts kannst Du nicht schlafen, denn in der Arbeit läuft nicht alles nach Deinen Vorstellungen.
… wenn Du zunehmend weniger in Balance bist. Deine Arbeit nimmt immer mehr Raum ein, Dir fehlen Ruhe- und Erholungspausen und Dein Privatleben kommt viel zu kurz.
… in Selbstkritik. Du bist enttäuscht von Dir, fühlst Dich schlecht … Dauerstress geht häufig mit Schlafstörungen einher, stört private Beziehungen und das Familienleben empfindlich.
Du bist zunehmend erschöpft und Deine To-do-Liste bleibt ewig unvollendet. Zack und wieder ist die Perfektionismusfalle zugeschnappt. Deine ausgeprägten Selbstzweifel stehen Deinem Selbstbewusstsein und Deinem Selbstwert massiv im Weg.
Der innere Antreiber: "Sei perfekt" und die Folgen
Perfektionismus ist in extremer Form ein Teufelskreis. Hier beginnt eine emotionale Negativspirale: die Suche nach Vollkommenheit in einer hochkomplexen und schnellen Welt. … Zum Scheitern verurteilt.
Was ist der innere Antreiber „Sei perfekt“?
Das Modell der inneren Antreiber stammt aus der Transaktionsanalyse. Danach hat jeder Mensch eigene Antreiber. Insgesamt gibt es fünf „Hauptrollen“: „Sei perfekt!“ „Sei stark!“, „Mach schnell!“ „Mach es allen recht!“, sowie „Streng dich an!“ Es sind positive Eigenschaften wie zum Beispiel zum Perfektionismus, Genauigkeit zählt. Gleichzeitig verursachen die Antreiber Stress, sobald wir sie nicht berücksichtigen.
Stress statt Zufriedenheit im Beruf
Schnelligkeit im Berufsleben, kurzfristig geänderte Deadlines und auch Teamarbeit können für einen Perfektionisten große Herausforderungen darstellen.
Für den Perfektionisten kann durchaus mörderischer Stress (Stichwort: Burnout) entstehen. Oder freundlicher formuliert: Es lohnt sich, an inneren Haltungen wie zum Beispiel dem Umgang mit Stress zu arbeiten und neue resiliente Gewohnheiten zu lernen. Das geht nicht von heute auf Morgen. Kleine Veränderungen sind auf Dauer sehr zielführend. Arbeit am Mindset eröffnet Wege, Belastungen und Herausforderungen anders zu begegnen. Dann gibt es auf Dauer zufriedene Perfektionisten.
Wichtig ist es auch, die eigenen Ziele zu klären und zu hinterfragen. Menschen ohne eigene Ziele sind nicht zufrieden und erst recht nicht glücklich.
Perfektionismus überwinden & Selbstoptimierung ablegen
Perfektionismus überwinden ist ein längerer Prozess. Es lohnt sich, auch einen kritischen Blick auf die eigene Selbstoptimierung zu werfen. Denn die zahlreichen digitalen Tools und Tracks haben ebenso ihre Schattenseiten.
Wichtig bleibt es, eigene Antworten, abseits des vermeintlichen Mainstreams (“Bin ich wirklich die beste Version meines Selbst?”) zu suchen. Manches deutlich infrage zu stellen und Nein nicht nur zu sagen, sondern auch zu leben!
Obwohl viele wissen und erahnen, was ihnen guttun würde, sind sie im Hamsterrad gefangen. Das Leistungsstreben wird dann möglicherweise zur Falle. Zufriedenheit und Freude spielen eine Nebenrolle, du bist immer unzufriedener und häufig auch überfordert. Zu viele Probleme und negative Gedanken bestimmen deine Sicht auf deine Leistung. Auf Dauer sehr ungesund, denn hier entstehen auf Dauer Angststörungen und Burnout.
7 Tipps: Perfektionismus überwinden - Das kannst du tun
Perfektionismus und Leistungsstreben können im Einzelfall nicht nur negativ deine Karrierechancen limitieren, sondern deine Gesundheit beeinträchtigen und mit Dauerstress im schlimmsten Fall zum Burnout führen.
Und glücklicherweise gibt es bewährte Tipps und mentale Tricks, um perfektionistisches Denken und Handeln auf Dauer abzulegen. Diese Tipps helfen dir, dein perfektionistisches Verhalten loszulassen:
- 80-prozentige Leistung sind gut genug: Statt 120 % Leistung nur noch 80-prozentige Leistung bei den nicht ganz so wichtigen Aufgaben abgeben. Möglicherweise sind die Team-Kollegen und auch der Vorgesetzte zufrieden. Das gilt es auszuprobieren.
- Auf Erfolge fokussieren: Perfektionisten neigen dazu, auf das zu schauen, was noch nicht so gut läuft. Ab heute beginnst du “quick and easy” ein kleines Erfolgstagebuch zu führen. Ähnlich wie beim Dankbarkeitstagebuch notierst du am Ende des Arbeitstages deine drei kleinen Erfolge. So stärkst du gleichzeitig deine Selbstwirksamkeit.
- Grenzen setzen und Nein sagen: Du übst dich im Loslassen. Statt immer wieder Überstunden zu machen, beginnst du klar Grenzen zu ziehen und zu festgelegten Zeiten Feierabend zu machen. Selbstverständlich gibt es auch in Notfällen Ausnahmen.
- Mein Selbstwertgefühl stärken: Was macht mir im Privatleben viel Freude? Ein neues Hobby/ alte Hobbys wiederentdecken, wo das Bewerten keine Rolle spielt.
- Welche Stärken schätzen deine Freunde und Bekannten an dir? Nimm dir Zeit auch selbst deine Stärken zu entdecken. Denn sobald du diese häufiger einsetzt, stärkst du dein Selbstbewusstsein und sorgst für Glücksbooster.
- Prioritätenliste am Abend/ Woche vorher festlegen. Was ist besonders wichtig?
- Delegieren üben: besonders das Delegieren stellt am Anfang eine Herausforderung dar. Daher beginnst du mit eher unwichtigen Aufgaben, die du an den Kollegen delegierst, der dich gerne fragt und von deinen Ideen profitiert (Geben und nehmen.), den pfiffigen Praktikanten oder Auszubildende.
- Gönn dir Pausen: Pausenzeiten als kleine Auszeiten gegen Stress gehören ab heute zum Projekt dazu. Mein Gehirn erbringt Höchstleistungen und “Ich tue mir jetzt etwas Gutes!”
Du möchtest dein Stressthema endlich angehen? Unzufriedenheit, Selbstwerträuber und blockierende Gedanken hinter dir lassen?
Hilfreich für Veränderungen des perfektionistischen Denkens ist es, den eigenen Selbstwert genauer zu hinterfragen. Wer sich ständig unter Druck setzt, verstärkt das Gefühl nicht gut genug und wertlos zu sein. So wird das Selbstvertrauen auf Dauer geschwächt.
Wer sich subjektiv betrachtet immer weit entfernt vom Selbstwert befindet, wird viel an sich zweifeln. “Höher – weiter – schneller”, denn ich möchte zu den Besten gehören.
Manche Perfektionisten möchten bestimmten Menschen gefallen und geben diesen damit Macht über sich und auch den Selbstwert.
Diese inneren Überzeugungen prägen unser Selbstkonzept maßgeblich. Manche Denkmuster, Glaubenssätze und innere Überzeugungen stehen uns als Erwachsene eher im Weg. Besonders dann, wenn wir auf Belastungen und Stress reagieren. Beispielsweise auch bei Redeangst oder ausgeprägter Prüfungsangst.
Wenn du beispielsweise feststellst, dass du beim Thema Perfektionismus kaum Veränderungen bewirkst, dann geht es möglicherweise um das Selbstwertgefühl und Selbstwert-Blockaden. Coaching ermöglicht neue Lösungswege, um dein Selbstvertrauen zu stärken.
Kluges "JA!" zur persönlichen Fehlerkultur
Fehler, Irrtümer und Misserfolge gehören zum erfolgreichen Lernen dazu. Sie führen zu Verbesserungen. Winston Churchill sagt (so wird es betont.) „Perfection is the enemy of progress“.
Entwickele deine persönliche Fehlerkultur! Innovative Unternehmen sind hier bereits seit längerem dabei, auch die Lernprozesse im Team fehlerfreundlicher und offener zu gestalten. Die Fehlerkultur ist im Wandel.
Neue Strategien auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen sind ein guter Anfang einer persönlichen klugen Lernkultur.
“Wer nie gescheitert ist, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.” (Albert Einstein)